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peterstadler committed Jul 19, 2024
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title: "In eigener Sache"
title: "In eigener Sache – ein Rückblick"
authors: "Irmlind Capelle"
excerpt: "Irmlind Capelle blickt anlässlich ihres Ruhestandes auf 10 Jahre Mitgliedschaft im ViFE zurück."
excerpt: "Irmlind Capelle blickt anlässlich
ihres Ruhestandes auf 10 Jahre Mitgliedschaft im ViFE zurück."
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Mit Beginn des „[Hoftheater-Projekts](https://hoftheater-detmold.de/)“ am 1. Oktober 2014, meinem Wiedereinstieg in die akademische Musikwissenschaft, wurde ich Mitglied des ViFE: Zwar ausgebildet als klassische historische Musikwissenschaftlerin gehörte ich nun als Mitarbeiterin eines digitalen Projektes zu dieser Gruppe, die sich zum Ziel gesetzt hatte, sich über die Anforderungen digitaler Musik-Editionen (später erweitert um andere Themen der digitalen Musikwissenschaft) im Austausch zwischen Musikwissenschaftler\*innen und Informatiker\*innen (bzw. Digital Humanists) zu verständigen.
Mit Beginn des „[Hoftheater-Projekts]“ am 1. Oktober 2014, meinem
Wiedereinstieg in die akademische Musikwissenschaft, wurde ich Mitglied des
ViFE:
Zwar ausgebildet als klassische historische Musikwissenschaftlerin gehörte
ich nun als Mitarbeiterin eines digitalen Projektes zu dieser Gruppe, die
sich zum Ziel gesetzt hatte, sich über die Anforderungen digitaler
Musik-Editionen (später erweitert um andere Themen der digitalen
Musikwissenschaft) im Austausch zwischen Musikwissenschaftler\*innen und
Informatiker\*innen (bzw. Digital Humanists) zu verständigen.

Ich kannte die Mitglieder des ViFE bereits persönlich, da ich den Kontakt zur (Detmolder) Musikwissenschaft nie abgebrochen (wichtige Voraussetzung für meinen späten Wiedereinstieg) und mich auch bei den Kursen der ESS weitergebildet hatte. Dennoch war es natürlich etwas Neues, auf einmal dazu zu gehören: Fast alle Kolleg\*innen waren eine Generation jünger als ich und kamen schon allein dadurch aus einem anderen wissenschaftlichen Umfeld. Außerdem waren ja alle in der Gruppe an der wissenschaftlichen Nutzung der digitalen Möglichkeiten interessiert – ein Thema, das in meiner Ausbildung (1977–1984) noch völlig unbekannt war. Dadurch kam es auch zu neuen Präsentationsformen: Vorträge mit digitalen Präsentationen waren 2014 noch nicht so Standard wie heute, wurden aber gerade im digitalen Bereich selbstverständlich erwartet. Von wissenschaftlichen Postern hatte ich bis dahin noch nie gehört – sie ziehen in der historischen Musikwissenschaft erst jetzt zögerlich und mit großer Skepsis beäugt ein – und die Erarbeitung des ersten Posters zum Hoftheater-Projekt (unmittelbar nach dem Start) ist mir in lebhafter Erinnerung (auch die völlig perplexe Reaktion des ViFE auf unseren ersten Entwurf).
Ich kannte die Mitglieder des ViFE bereits persönlich, da ich den Kontakt zur
(Detmolder) Musikwissenschaft nie abgebrochen (wichtige Voraussetzung für meinen
späten Wiedereinstieg) und mich auch bei den Kursen der ESS weitergebildet
hatte.
Dennoch war es natürlich etwas Neues, auf einmal dazuzugehören: Fast
alle Kolleg\*innen waren eine Generation jünger als ich und kamen schon allein
dadurch aus einem anderen wissenschaftlichen Umfeld.
Außerdem waren ja alle in der Gruppe an der wissenschaftlichen Nutzung der
digitalen Möglichkeiten interessiert – ein Thema, das in meiner Ausbildung
(1977–1984) noch völlig unbekannt war.
Dadurch kam es auch zu neuen Präsentationsformen: Vorträge mit
digitalen Präsentationen waren 2014 noch nicht so Standard wie heute, wurden
aber gerade im digitalen Bereich selbstverständlich erwartet.
Von wissenschaftlichen Postern hatte ich bis dahin noch nie gehört – sie
ziehen in der historischen Musikwissenschaft erst jetzt zögerlich und mit
großer Skepsis beäugt ein – und die Erarbeitung des ersten Posters zum
Hoftheater-Projekt (bereits nach einem Vierteljahr Arbeit) ist mir in lebhafter
Erinnerung (auch die völlig perplexe Reaktion des ViFE auf unseren ersten
Entwurf, in dem der „XML-Trichter“ noch weit mehr dominierte als in der
Endfassung).

<figure>
<img src="{{ '/assets/blog/2024-07-16/poster.jpg' | relative_url }}"
alt="Erste Erfahrungen mit einem neuen Format. Das Projektposter für die DHd Graz 2015" style="width:100%"/>
<figurecaption>Erste Erfahrungen mit einem neuen Format. Das Projektposter für die DHd Graz 2015.</figurecaption>
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<figurecaption>Erste Erfahrungen mit einem neuen Format.
Das Projektposter für die DHd Graz 2015.</figurecaption>
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Ebenfalls neu war für mich die Tatsache, dass eigentlich alle Vorträge im Team gehalten wurden – eine logische Konsequenz aus der Tatsache, dass man ja bewusst im Team arbeitet. Auch die Tatsache, sich für Referate/Poster/Panels bei Konferenzen mit einem Abstract bewerben zu müssen, aber auch die daraus folgende Konsequenz, dass man schon recht bald selbst auch als „Reviewer“ eingeladen wurde, dies alles war neu. D. h. mit der Entscheidung, jetzt in einem digitalen Projekt arbeiten zu wollen – und nach der positiven Entscheidung der DFG auch wirklich zu dürfen – trat ich in eine neue Welt ein. Wie gut, dass zumindest die Materialien des Detmolder Hoftheaters die Alten waren.
Ebenfalls neu war für mich die Tatsache, dass eigentlich alle Vorträge im Team
gehalten wurden – eine logische Konsequenz aus der Tatsache, dass man ja bewusst
im Team arbeitet.
Auch die Tatsache, sich für Referate/Poster/Panels bei Konferenzen mit einem
Abstract bewerben zu müssen, aber auch die daraus folgende Konsequenz, dass
man schon recht bald selbst auch als „Reviewer“ eingeladen wurde, dies alles
war neu.
D.&#8239;h. mit der Entscheidung, jetzt in einem digitalen Projekt arbeiten zu
wollen – und nach der positiven Entscheidung der DFG auch wirklich zu dürfen
– trat ich in eine neue Welt ein.
Wie gut, dass zumindest die Materialien des Detmolder Hoftheaters die Alten
waren.

Doch bei allem Neuen half mir der ViFE: Eine Gruppe von Wissenschaftler\*innen, die sich gegenseitig unterstützt, interessiert an den Arbeiten der Anderen Anteil nimmt, gemeinsam Fragen formuliert, gemeinsame Lösungen sucht – und dennoch die Individualität des Einzelnen achtet. Wie in jeder Gruppe gab es gelegentlich Stress – schließlich treffen auch hier sehr unterschiedliche Persönlichkeiten aufeinander, müssen alle ihren jeweiligen Karriereweg finden und sind die jeweils unterschiedlich langen bzw. kurzen Befristungen der Stellen, die aufwändigen Antragstellungen und die Abhängigkeiten von den z. T. sehr kurzfristig fallenden Entscheidungen der Geldgeber nicht gerade geeignet, ein ruhiges konzentriertes Miteinander und Arbeiten zu fördern. Doch grundsätzlich ist die Gruppe geprägt von großer persönlicher Akzeptanz und Offenheit und wenig Ellenbogen-Einsatz. Immer ausgehend von dem Interesse an einer Weiterentwicklung der gemeinsamen wissenschaftlichen Inhalte und Konzepte – und dies eingebunden in eine über den ViFE hinaus reichende und internationale wissenschaftliche Community.
Doch bei allem Neuen half mir der ViFE: Eine Gruppe von Wissenschaftler\*innen,
die sich gegenseitig unterstützt, interessiert an den Arbeiten der anderen
Anteil nimmt, gemeinsam Fragen formuliert, gemeinsame Lösungen sucht – und
dennoch die Individualität des Einzelnen achtet.
Wie in jeder Gruppe gab es gelegentlich Stress – schließlich treffen auch
hier sehr unterschiedliche Persönlichkeiten aufeinander, müssen alle ihren
jeweiligen Karriereweg finden und sind die jeweils unterschiedlich langen
bzw. kurzen Befristungen der Stellen, die aufwändigen Antragstellungen und
die Abhängigkeiten von den z.&#8239;T. sehr kurzfristig fallenden Entscheidungen
der Geldgeber nicht gerade geeignet, ein ruhiges konzentriertes Miteinander
und Arbeiten zu fördern.
Doch grundsätzlich ist die Gruppe geprägt von großer persönlicher Akzeptanz und
Offenheit und wenig Ellenbogen-Einsatz.
Immer ausgehend von dem Interesse an einer Weiterentwicklung der gemeinsamen
wissenschaftlichen Inhalte und Konzepte – und dies eingebunden in eine über
den ViFE hinaus reichende und internationale wissenschaftliche Community.

Von Anfang an suchte der ViFE den Austausch mit auswärtigen Wissenschaftlern, d. h. man lud Kolleg\*innen zu Arbeitstagungen oder Workshops ein und machte auch Gegenbesuche. Bald erfolgten dann auch Anfragen von Kolleg\*innen nach Teilhabe an den neuen Ideen, so dass Fortbildungskurse angeboten wurden – die [Edirom Summer School](https://ess.uni-paderborn.de/) entstand. Die ESS ist inzwischen eine Institution und wurde diese bisher nur getoppt von der TEI/MEI-Joint-Conference 2023. Für diese „Sonderveranstaltungen“ gab es großen Rückhalt durch die Projektleitung(en), doch waren sie nur durch das Sonder-Engagement jedes Einzelnen möglich. Doch fördern ihre Planung und Durchführung andererseits auch den Zusammenhalt der Gruppe.
Von Anfang an suchte der ViFE den Austausch mit auswärtigen Wissenschaftlern,
d.&#8239;h. man lud Kolleg\*innen zu Arbeitstagungen oder Workshops ein und
machte auch Gegenbesuche.
Bald erfolgten dann auch Anfragen von Kolleg\*innen nach Teilhabe an den
neuen Ideen, sodass Fortbildungskurse angeboten wurden –
die [Edirom Summer School] entstand.
Die ESS ist inzwischen eine Institution und wurde diese bisher nur getoppt
von der [TEI/MEI-Joint-Conference] 2023.
Für diese „Sonderveranstaltungen“ gab es großen Rückhalt durch die
Projektleitung(en), doch waren sie nur durch das Sonder-Engagement jedes
Einzelnen möglich.
Doch fördern ihre Planung und Durchführung andererseits auch den
Zusammenhalt der Gruppe.

Ich fand (und finde) Musikwissenschaft schon immer so interessant, dass die Beschäftigung mit deren Inhalten z. T. auch mein Privatleben bestimmen und ich z. B. in meiner Freizeit nicht nur entferntere Primär- oder Sekundärliteratur lese, sondern auch Materialien erschließe und eigene Publikationen erarbeite. Infiziert vom „digitalen“ Virus wird dies nun in meinem jetzt eintretenden Ruhestand schwieriger, denn ich kann nichts mehr allein veröffentlichen, wenn ich nicht auf das gute, alte Papier zurückfallen will. Doch ich hoffe – und bin mir bis zu einem gewissen Grade sicher – , dass mich der ViFE weiterhin in ihrem Kreis „duldet“, so dass wir noch ein gutes Stück gemeinsam auf diesem spannenden Weg gehen können.
Ich fand (und finde) Musikwissenschaft schon immer so interessant, dass die
Beschäftigung mit deren Inhalten z.&#8239;T. auch mein Privatleben
bestimmen und ich z.&#8239;B. in meiner Freizeit nicht nur entferntere
Primär- oder Sekundärliteratur lese, sondern auch Materialien erschließe und
eigene Publikationen erarbeite.
Infiziert vom „digitalen“ Virus wird dies nun in meinem jetzt eintretenden
Ruhestand schwieriger, denn ich kann nichts mehr allein veröffentlichen, wenn
ich nicht auf das gute, alte Papier zurückfallen will.
Doch ich hoffe – und bin mir bis zu einem gewissen Grade sicher –, dass
mich der ViFE weiterhin in ihrem Kreis „duldet“, sodass wir noch ein gutes
Stück gemeinsam auf diesem spannenden Weg gehen können.

[Hoftheater-Projekts]: https://hoftheater-detmold.de/
[Edirom Summer School]: https://ess.uni-paderborn.de/
[TEI/MEI-Joint-Conference]: https://teimec2023.upb.de/

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